
Glücklicherweise interessieren sich nun, da ein Ende der Pandemie in Sicht ist, wieder immer mehr Personen für selfesteem. Damit einher geht aber leider auch die Kritik von zahlreichen Neukunden, dass die Versandkosten viel zu hoch wären.
In den letzten Tagen mussten einige Bestellungen storniert werden bzw. wurden noch vor dem Zahlvorgang abgebrochen, da man nicht 16 € Versandkosten für 2 Paar Ohrringe (zu je 5,75 €) bezahlen möchte.
In einzelnen Fällen erhielt ich sogar wütende Nachrichten auf Social Media oder per Mail. Ausgerechnet Menschen, die auf ihren Social Media Kanälen danach schreien, kleine Unternehmen zu unterstützen, wollen genau das dann plötzlich doch nicht tun, weil ihnen die Versandkosten zu hoch sind. Daher will ich die Gelegenheit nutzen und mich einmal gesammelt zum Thema äußern. Und dabei auch gleich Klartext reden, denn mir steht das Thema wirklich, Verzeihung vielmals, bis zum Hals.
Versandkosten sind keine beliebigen Summen
Dass die Versandkosten so hoch sind, wie sie nunmal sind, hat schon seinen Grund. Wer aus Deutschland bestellt, bezahlt 16 €, wer in Österreich lebt, bezahlt 3 €. Dass wesentliche Unterschiede in den Postgebühren bestehen, dürfte für die wenigsten überraschend sein. Das war schon immer so und das hat genauso auch seinen Grund, denn Transportweg und verschiedene gesetzliche Bestimmungen sorgen dafür, dass der Zeitaufwand von einem Land ins andere höher ist.
Ich finde es als Inhaberin von einem kleinen Unternehmen wirklich schade, dass man sich heutzutage, im Jahr 2022, wirklich für solche Dinge rechtfertigen muss, die eigentlich auf der Hand liegen müssten. Die Preise der Post lege nun einmal grundsätzlich nicht ich fest, diese werden von dieser vorgegeben. Die Preisklasse bestimmt die Geschwindigkeit und die Serviceleistungen, die mit einer Lieferung verbunden sind.
Das gab es in der Vergangenheit
In der Vergangenheit gab es verschiedene Auswahlmöglichkeiten bei den Versandkosten. Kunden aus Deutschland haben nahezu immer den günstigsten gewählt, die wenigen Ausnahmen kann ich an einer Hand abzählen – und wir sprechen hier von etwas über sechs Geschäftsjahren, denn der Shop wurde 2014 online gelauncht und seither hat sich immer wieder mal etwas geändert, um es so vielen Kunden wie möglich recht zu machen.
Aber leider war das ein fehlgeschlagenes Experiment. Denn immer wieder wurde sich beschwert, dass der Versandweg viel zu lange dauern würde, außerdem gab es keine Versicherung. Die Reaktion hierauf folgte im Laufe des letzten Jahres: Ich passte die Versandkosten an. Rechnete aus, wie viel es sein müsste, um Versicherung, Sendungsverfolgung und Geschwindigkeit kombinieren zu können und so entstanden die aktuellen Summen.
So setzen sich die 16 € Versandkosten für Kunden aus Deutschland zusammen
Die Versandkosten bestehen zu größten Teilen aus den Gebühren, die vom Postdienstleister verrechnet werden. Hierin inkludiert sind:
- Du erhältst deine Lieferung in 2 bis 3 Werktagen. Kommt es vereinzelt dennoch zu Verzögerungen, tut mir das ungemein leid, aber es liegt nicht in meiner Macht. Die Bestellungen werden stets so schnell wie möglich versendet.
- Sendungsverfolgung ist inklusive.
- Geht die Bestellung verloren, ist sie versichert und wird dir vollständig von mir ersetzt. Sofern die bestellten Produkte noch lagernd sind, bekommst du eine Neulieferung, alternativ die gesamte Bestellsumme rückerstattet. Damit wir beide hier nicht mit viel komplizierter Bürokratie zu kämpfen haben, ist es eben sehr praktisch, dass in der Sendungsverfolgung alle wichtigen Informationen ersichtlich sind – für beide Seiten!
Und dann gibt es noch ein paar zusätzliche Faktoren, die sich auf die Versandkosten auswirken:
- Es braucht Kartonage oder Päckchen, damit die Bestellung überhaupt erst verschickt werden kann.
- Dann braucht es ggf. Füllmaterial, damit die Produkte nicht beschädigt werden.
- In Deutschland ist eine Recyclinggebühr für in den Umlauf gebrachtes Verpackungsmaterial zu entrichten. (Stichwort LUCID Verpackungsregister)
- Und ein winziger Restbetrag geht für Druck- und Materialkosten (Paketaufkleber, Klebeband, Produktverpackungen) drauf.
Es ist also kein, wie mir leider auch schon unterstellt wurde, “frecher Einfall, um noch mehr Gewinn zu machen”, denn wenn ich das wirklich wollte, wären einfach die Produkte teurer. Wirklich, solche Behauptungen sind einfach nur daneben.
Ich bitte an dieser Stelle auch ausdrücklich, einfach nicht in meinem Shop einzukaufen, wenn man die Einstellung vertritt, dass ich als kleines Unternehmen doch “froh sein müsse, dass überhaupt wer bei mir bestellt”, denn auf solche Kunden kann ich tatsächlich sehr gut verzichten. Vielen Dank! Auch als kleines Unternehmen spreche ich mir das grundsätzliche Recht zu, mit demselben Respekt behandelt zu werden, den der Kunde umgekehrt von mir erwartet.
Das wären die Alternativen
Da die Vergangenheit gezeigt hat, dass eine Auswahl verschiedener Versandmöglichkeiten ein Reinfall ist, bleiben nur mehr drei Alternativen zur jetzigen Situation:
- Ich hebe die Preise sämtlicher Produkte an, um einen kostenfreien Versand anzubieten. Dann kostet aber ein Paar Ohrringe keine 5,75 € mehr, sondern 21,75 €. Immerhin muss ich im Ernstfall in der Lage sein, die Versandkosten nach Deutschland auch beim Kauf von nur einem Paar Ohrringe tragen zu können, ohne dabei anschließend rote Zahlen mit meinem Unternehmen zu schreiben. Diese Methode wäre äußerst unfair den Kunden aus Österreich gegenüber.
- Alternativ muss es einen Mindestbestellwert und eine Anhebung aller Preise geben, um im Zuge dessen einen kostenfreien Versand anbieten zu können. Die Produkte würden dann zwar nicht gleich um 16 € teurer, aber auch hier würden die Preise nicht unerheblich angehoben werden müssen. Und das würde auf ein ganz ähnliches Ungleichgewicht hinauslaufen. Davon abgesehen gibt es bereits jetzt einen Mindestbestellwert, ab dem der Versand kostenlos wird: 75 €!
- Oder der Versand nach Deutschland wird vollständig eingestellt und ich richte mich künftig nur mehr an Kunden aus Österreich.
Ich kann die Kritik nicht mehr sehen
Es ist wirklich herzzerreißend, dass so wenige Personen ein Problem damit zu haben scheinen, wenn kleine DIY-Künstler, die oft nicht einmal ein Gewerbe für ihre Verkäufe angemeldet haben, ähnlich hohe Versandkosten berechnen – oder wenn es große Firmen sind, die irgendwelche teuren Luxusgeräte verkaufen.
Hier sind solche Versandkosten absolut kein Problem, aber als jemand, der den schwierigen Spagat zwischen Unternehmen und persönliche Augenhöhe mit den Kunden anstrebt, erntet man wirklich pausenlos Kritik dafür, dass man schlicht keinen Konkurs durch Versandgebühren anmelden möchte?! Das ist ein Witz.
Entschuldige meinen heute ausnahmsweise harschen Ton und diesen damit ziemlich emotionalen Blogbeitrag. Aber im Moment trudelt solche Kritik bei mir wortwörtlich täglich ein. Und sie ist in den seltensten Fällen sachlich und freundlich formuliert. Hauptsächlich werde ich direkt angemotzt und mit haltlosen Unterstellungen konfrontiert. Und das nagt im Moment an meinen Nerven.
Unterstütze mich gerne & zeig mir, dass diese Welt auch aus anderen, wirklich tollen Kunden besteht. Ich & mein Partner würden sich unglaublich freuen.
Plauder mit mir auf Twitter drüber:
Ich breche heute mal die “ich bin immer professionell” Schiene und zeige, dass hinter https://t.co/6YUaWggzyA im Kern am Ende auch nur ein Mensch steckt, der mit Respekt behandelt werden möchte. Wem der Versand zu hoch ist, der muss ja auch nichts bestellen. 🤷♀️ https://t.co/Za2c8LWCHS
— Babsi // 난쟁이☆ (๑╹ᆺ╹ ) (@decentdaydream) February 22, 2022